Warum kommen Regenwürmer bei Regenwetter scharenweise an die Erdoberfläche?
Frage von: | |
Datum: | 24.3.2010 |
Guten Tag,
am Montag den 22. März waren auf dem Schulhof ganz viele Regenwürmer – für meine erste Klasse ein besonderes Ereignis. Es war ein regnerischer Tag. Die Kinder haben sich mehrere Erklärungen überlegt:
- Regenwürmer lieben Wasser, also kommen sie heraus.
- Regenwürmer mögen die Kälte, also kommen sie heraus. Diese Annahme wurde aber fallen gelassen, nachdem wie jeden Morgen die Temperaur abgelesen wurde. Sie lag mit 10°C über der Temperatur der vorherigen Tage.
- Das Regenwasser weicht die Erde auf, so dass die Regenwürmer herauskommen können. Davor war die Erde zu hart.
- Die Regenwürmer kommen heraus, weil ihre Gänge überflutet sind und sie nicht ertrinken wollen.
- Die Regenwürmer kommen heraus, weil sie Angst haben, dass ihre Gänge zusammenstürzen.
Ich bin mir nicht sicher, was der Grund für diese Massenflucht nach draußen ist. Haben Sie die Antwort?
Vielen Dank!
L. Portier
Antwort von: | |
Datum: | 28.3.2010 |
Guten Tag,
ich muss zugeben, dass ich nicht unbedingt ein Regenwurmexperte bin. Ich habe jedoch mehrere mögliche Erklärungen für dieses Phänomen:
- Regenwürmer atmen über die Haut. Wenn es regnet, riskieren sie zu ersticken, wenn ihre Gänge überschwemmt werden. Sie kommen also heraus, um atmen zu können.
- Wenn es regnet, laufen sie "an der Luft" nicht Gefahr auszutrocknen, was ihnen ermöglicht, sich über weitere Strecken fortzubewegen als unter der Erde. Auf diese Weise können sie sich besser "verteilen" und neue Territorien "besiedeln", und auch leichter einen Regenwurmpartner treffen.
- Andereseits ist die Gefahr gefressen zu werden an der Erdoberfläche größer als unter der Erde. Sie sollten also nicht zu lange draußen bleiben!
Antwort von: | |
Datum: | 29.3.2010 |
Unter den Schülerantworten ist auch die richtige Antwort.
Regenwürmer mögen es feucht, aber nicht zu sehr. Wenn all ihre Gänge voller Wasser sind und der Boden ebenfalls durchtränkt ist, können sie nicht mehr atmen. Sie kommen heraus, um Luft zu schnappen. Im Sommer, wenn der Boden an der Oberfläche trocken ist, graben sie sich in tiefere Schichten, um in einer feuchten Umgebung zu sein.
Den Kindern ein Lob für ihre Überlegungen!
Tiphaine Chevallier
Antwort von: | |
Datum: | 31.3.2010 |
Guten Tag,
ich werde versuchen, all diese Fragen zu beantworten. Einen Anfang haben die Kinder ja schon selbst gemacht.
1. Einfluss der Temperatur: Regenwürmer sind wechselwarme Tiere, die also bei höheren Temperaturen aktiver werden – zumindest solange die Temperatur nicht zu hoch ist (30°C?). Das würde bedeuten, dass sie Wärme bevorzugen. Mögliches Experiment: Man nimmt mehrere Regenwürmer, die man in kleine offene metallene Gefäße setzt und die man in ein Wasserbad legt. Das Wasserbad soll erst 0°C haben (schmelzende Eiswürfel), dann 10°C, 20°C und 30°C. Bei jeder Temperatur beobachtet man die Bewegungen der Regenwürmer (man sollte sie wenn nötig ein bisschen befeuchten, damit sie nicht austrocknen). Laut Aussagen der Regenwurmzüchter liegt die bevorzugte Temperatur der Regenwürmer zwischen 15 und 25°C.
2. "Das Wasser weicht den Boden auf": Das stimmt in der Tat und es erleichtert ihnen das Herauskommen. Mögliches Experiment: Die Regenwürmer in einem Gefäß mit unterschiedlich harten/dichten Böden bedecken (Lehm, Sand, ...).
3. "Die Regenwürmer kommen heraus, weil ihre Gänge überflutet sind und sie nicht ertrinken wollen": Das ist eine exzellente Annahme. In der Tat löst sich Sauerstoff kaum in Wasser, und die Löslichkeit ist bei tieferen Temperaturen sogar noch niedriger. Das heißt, dass der Sauerstoffaustausch in einer überfluteten Umgebung sehr eingeschränkt ist. Das ist übrigens auch für die Wurzeln von Pflanzen ein großes Problem. Beobachten Sie mal Pflanzen in dem überfluteten Teil eines Feldes: Sie wachsen nicht mehr, werden gelb und sterben.
4. "Die Gänge stürzen ein": Auch wenn das passieren sollte, ist das für die Regenwürmer kein Problem. Wenn der Boden locker ist, kriechen sie einfach woanders hin.
Viel Erfolg!
Jean-Louis Prioul