Informationsblatt 15: Gesundheitserziehung
Publikation: | 26.3.2009 |
Herkunft: | La main à la pâte, Paris |
Aus den Lehrplänen
Lernstufe 3:
Menschlicher Körper und Gesundheitserziehung
- In der Gesundheitserziehung wird begreiflich gemacht, wie der Körper funktioniert, wobei besonders auf die Voraussetzungen für eine dauerhafte Gesundheit zu achten ist.
- Ein paar Hygieneregeln zu Sauberkeit, Ernährung, Schlaf.
- Kurz- und langfristige Folgen unserer Hygiene
- Gute und schädliche Wirkungen unseres Verhaltens (besonders in der Ernährung).
- Einfache Grundsätze zur Ersten Hilfe: Hilfe leisten, dabei Gefahren erkennen, beim Hilferuf die notwendigen Angaben machen, die verletzte Person in eine stabile Seitenlage bringen.
Erschwernisse durch den gängigen Sprachgebrauch
Für die jüngsten Schüler bedeutet das Wort "Gesundheit" meistens etwas Abstraktes in Verbindung mit einer Situation, einem Gegenstand (es hat nichts mit ihnen selbst zu tun): das Gesundheitsheft, ein Gesundheitsbericht (ärztliches Bulletin).
Die älteren Schüler verbinden zwar Gesundheit und Individuum miteinander aber das Wort "Gesundheit" wird oft auf einen bestimmten statischen Zustand bezogen. Zum Beispiel sagt man ebenso leichthin, jemand sei "bei guter Gesundheit", wie man sagt, jemand befände sich "in guter Gesellschaft".
Erschwernisse aufgrund von vorgefassten Meinungen der Schüler
Die Kinder betrachten Gesundheit als etwas, das man hat, und das man nur durch Tatsachen und Einwirkungen verliert, für die man nichts kann: durch Krankheiten, Verkehrsunfälle, Unfälle, die als aggressiver Akt der Umwelt aufgefasst werden, usw. Daraus folgt dann sehr oft, dass sie denken, Gesundheitsprobleme träten im Wesentlichen nur bei anderen auf. Auch fühlen sie sich überhaupt nicht betroffen von allen organischen Fehlfunktionen, die das Alter mit sich bringt. Kinder machen sich nicht klar, dass sie zum Teil ihre Gesundheit selbst in der Hand haben und dass der Erhalt ihres Gesundheitskapitals von bestimmten Verhaltensweisen abhängt: Hygiene, Ernährung, Risikoverhalten.
Ein paar in der erzieherischen Tätigkeit zu meidende Klippen
Gesundheit ist nicht nur die Abwesenheit von Krankheit oder Gebrechen. In diesem Zusammenhang sei die Definition der Weltgesundheitsorganisation erwähnt: "Gesundheit ist der Zustand physischen, mentalen und sozialen Wohlbefindens". Physische und mentale Beeinträchtigungen der Gesundheit sind nicht zu vermeiden. Das Ziel der Gesundheitserziehung ist die Stärkung der Fähigkeit, sich gegen diese Beeinträchtigungen zu wehren und/oder mit ihnen umzugehen. Bei aller Aufmerksamkeit für die Risiken, die Krankheiten, die Fehlfunktionen muss die Herangehensweise an die Gesundheitsproblematik eine entschieden positive sein. Nicht indem man allgemein den Zustand guter Gesundheit betont, das könnte bestimmte Kinder ausschließen, sondern indem man das Gewicht auf den Begriff des individuellen Gesundheitskapitals legt, ein Kapital, das zu erhalten jeder lernen kann und muss.
Man misstraue einschneidenden und auf Schuldbewusstsein abzielenden Regeln, die zu Abwehrhaltung und selbst zu aggressivem oder gar gewalttätigem Verhalten führen können, besonders wenn apodiktische Regeln in offenbarem Widerspruch zur Lebensweise und -umgebung der Jugendlichen stehen.
Dagegen sollte man unbedingt den Austausch mit professionellen Personen aus dem Bereich der Gesundheitsarbeit, mit Eltern usw. suchen.
Nützliche Kenntnisse, um auf individueller Ebene verstehen und handeln zu können
Gesundheitserziehung bewegt sich um drei Wissensfelder, die zu tun haben mit:
- den unmittelbaren Folgen des Verhaltens für die physische Gesundheit: Seinen Körper schützen heißt nicht nur, Risiken des eigenen Tuns (bei körperlicher Tätigkeit zum Beispiel) und in Bezug auf die Umgebung (Gewitter, Sonne) einschätzen und ermessen, sondern auch die Sicherheitsregeln im Haus, beim Essen und Trinken, im Straßenverkehr kennen und beachten. Das Wissen um ein paar Grundsätze der Ersten Hilfe (wie rufe ich Hilfe herbei, in welche Stellung bringe ich das Opfer) kann anderen zum Schutz ihres Körpers zugute kommen;
-
den Folgen des Verhaltens, die sich erst viel später bemerkbar machen:
Wenn der Körper möglichst lang funktionieren soll, muss das tägliche
Verhalten von Regeln geleitet sein, und das Kind muss:
- auf körperliche Sauberkeit achten: Haut, Zähne, Haare, Nägel, Hände;
- sich abwechslungsreich ernähren: regelmäßige Mahlzeiten mit Aufbaustoffen (Fleisch, Eier, Fisch, Milchprodukte und bestimmte Gemüse wie Bohnen und Linsen), weiteren gesundheitsfördernden Nahrungsmitteln (frisches Obst, gekochtes Gemüse) und Nahrungsmitteln, die "Energie" geben (Brot, Nudeln, Kartoffeln, Zucker und Fette). Fette und süße Getränke in zu großer Menge schaden der Gesundheit ebenso wie wenn man zu viel isst (das führt zu Übergewicht);
- auf regelmäßige körperliche Aktivität achten und sich wenigstens acht (bei jüngeren Kindern mehr) Stunden Schlaf pro Nacht gönnen;
- es vermeiden, sich bestimmten Umweltfaktoren wiederholt auszusetzen: Sonne, zu hohe Schallpegel, Passivrauchen;
- den Folgen von Risikoverhalten: Alkoholkonsum, Rauchen und das Einnehmen von anderen Drogen.
Ein paar Informationen zur Gesundheit der Bevölkerung sind für die Behandlung der Gesundheitsproblematik nützlich. Daten des Statistischen Bundesamtes (www.destatis.de) können zum Beispiel von der Grundschule an im Unterricht verwendet werden.
Im Jahr 1900 betrug in Deutschland die Lebenserwartung bei der Geburt 53 Jahre für Frauen und 46 Jahre für Männer (Quelle: Statistisches Bundesamt, Zahlen für das frühere Bundesgebiet). Heute beträgt sie 83,2 Jahre für Frauen und 78,3 Jahre für Männer (2020/2022, Quelle: Statistisches Bundesamt). Diese Lebensverlängerung zeugt von der Qualität der medizinischen Versorgung (die auf den wissenschaftlichen Fortschritt zurückzuführen ist), von der Umweltqualität und vom Stand der Hygiene.
In Frankreich ist die Sterblichkeit zwischen 15 und 25 Jahren höher als in den anderen europäischen Ländern: Die jungen Französinnen und Franzosen neigen zu kurzzeitig risikoreichem Verhalten (zum Beispiel zu schnelles Fahren, das zu Verkehrsunfällen führt), aber sie nehmen auch zu große langfristige Risiken in Kauf: Rauchen und Alkoholkonsum, Hören zu lauter Musik, unausgeglichene Ernährung.
Der Rückgang der frühen Sterblichkeit hängt im Wesentlichen von der Lebensweise und dem Verhalten der Bevölkerung ab, das heißt von der Zahl sich verantwortlich verhaltender Individuen.
Der Schlüssel zur Gesundheitserziehung liegt darin, im Alter von 5 bis 12 Jahren zu begreifen, dass Gesundheitsprobleme nicht nur andere und die Gesellschaft betreffen, und zu verstehen, wie bedeutsam das individuelle und kollektive Verhalten ist.
Letzte Aktualisierung: 9.8.2024