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Homepage > Dokumentation > IPCC-Berichte > IPCC-Sonderbericht „Klimawandel und Landsys­teme” – Zusammenfassung für Lehrende > Land, Menschen und Klimawandel

1. Land, Menschen und Klimawandel

1 Land, Menschen und Klimawandel 2 Das Land: Teil des Problems und Teil der Lösung 3 Das Land kann nicht alles lösen
Autoren:
Publikation: 18.10.2021
Herkunft: Office for Climate Education

Land ist endlich

Land ist da, wo wir leben. Land ist für uns überlebenswichtig, da es den Großteil der Nahrungsmittel, Futtermittel (Viehfutter), Textilfasern, Holz und Energie liefert. Heutzutage bewirtschaften die Menschen etwa drei Viertel der eisfreien Landfläche unseres Planeten (siehe Abb. 1). Die Art und Weise, wie das Land bewirtschaftet wird, hat nicht nur Auswirkungen auf die Lebens­grundlage von Milliarden von Menschen, sondern auch auf die natürlichen Land­ökosysteme. Letztere sind für die Aufrechterhaltung von Ökosystem­dienstleistungen wichtig: saubere Luft und eine gute Bodenqualität, Schutz vor Hochwasser und Krankheiten, die Bestäubung von Pflanzen usw. Die Res­source Land ist allerdings endlich, und da die Weltbevölkerung wächst, sind wir Menschen auf das Land angewiesen wie nie zuvor. Wenn wir dem Land Schaden zufügen, sind die resultierenden Verluste groß und der ursprüngliche Zustand nur schwer wiederherzustellen.

Die wachsende Weltbevölkerung und die sich ändernden Lebensstile haben da­zu geführt, dass wir die Landressourcen immer stärker beanspruchen. Heute wird weltweit 70% des Süßwassers in der Landwirtschaft verbraucht, und die Nahrungsmittelproduktion ist seit 1961 um etwa 30% gestie­gen. Außerdem haben sich unsere Ernährungsgewohnheiten verändert – ins­besondere in den letzten Jahrzehnten. Das hat dazu geführt, dass sich die Art und Weise, wie wir das Land für die Landwirtschaft nutzen, verändert hat. Un­sere Ernährung ist heutzutage energiereicher: Sie enthält viel Fett, mit einem hohen Anteil an Pflanzenölen, Fleisch und Zucker. Diese Veränderungen in der Ernährung haben u. a. dazu beigetragen, dass etwa zwei Milliarden Erwachse­ne übergewichtig oder fettleibig sind. Dennoch sind immer noch rund 821 Mil­lionen Menschen unterernährt, während auf der anderen Seite – im weltweiten Mittel – 25-30% der Lebensmittel verderben oder wegge­worfen werden.

Schema zur Landnutzung

Abb. 1: Landnutzung (um 2015): Obwohl wir Menschen nur etwa 1% der gesamten eisfreien Landfläche besiedelt haben, nutzen wir einen Großteil der Landfläche für viele verschiedene Zwecke [1]. Zum Vergrößern auf das Bild klicken.

Land als Teil des Klimasystems

Das Land spielt eine sehr wichtige Rolle im Klimasystem: Die Landmassen tau­schen Energie, Wasser, Aerosole und Treibhausgase mit der Atmo­sphäre und dem Ozean aus. Die dahinterliegenden Me­chanismen sind teils natürlichen Ursprungs, teils menschengemacht. Seit der industriellen Revolu­tion haben die Menschen allerdings den Austausch von Treibhausgasen zwi­schen Land, Ozean und Atmosphäre verändert: Sie haben riesige Mengen an Treibhausgasen in die Atmosphäre emittiert, was zur Erderwärmung geführt hat. Um den Klimawandel abzuschwächen, könnte das Land allerdings auch Teil der Lösung sein. Das Land ist nämlich nicht nur eine Quelle, sondern auch eine Senke von Treibhausgasen: Es kann Treibhausgase aus der Atmosphäre ent­fernen, hauptsächlich durch Photosynthese.

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Der Klimawandel verändert die Landschaft

Menschliche Aktivitäten sind die Ursache für die Erderwärmung. Seit der vorindustriellen Zeit ist die mittlere Temperatur über der Land- und der Ozean­oberfläche angestiegen. Die Temperatur über dem Festland ist allerdings viel stärker angestiegen (um etwa 1,53°C seit 1850) als die globale mittlere Temperatur – also die Temperatur über dem Festland und dem Ozean zusammen­genommen (Anstieg um etwa 0,87°C seit 1850) [2].

Es gibt zwei Ursachen für den Unterschied zwischen der Temperatur der Land­oberfläche und der Temperatur der Ozeanoberfläche. Erstens: Das Land be­steht hauptsächlich aus fester Materie und hat daher eine geringere Wärme­kapazität als der Ozean, der aus flüssigem Wasser besteht. Das Land braucht weniger Energie, um seine Temperatur zu erhöhen. Zweitens: Wenn die Tem­peratur des Ozeans steigt, verdunstet mehr Wasser, was einen Kühleffekt zur Folge hat. Auf dem Land gibt es viel weniger Wasser, so dass die kühlende Wir­kung der Verdunstung geringer ist.

Extreme Ereignisse wie Hitzewellen, Dürren und Starkregen gehören zu den zerstörerischsten Auswirkungen des Klimawandels an Land. Die Erderwär­mung hat zu einer Zunahme der Häufigkeit und Intensität von extremen Ereignissen geführt. Auch Sand- und Staubstürme sind heftiger und treten häufiger auf. Dies ist vor allem auf die Ausweitung von Trockengebieten und die Wüstenbildung zurückzuführen.

Die Vegetation reagiert auf die Erderwärmung. In den letzten 30 Jahren wurde in Teilen Asiens, Europas, Südamerikas, im zentralen Nordamerika und im Süd­osten Australiens ein sogenanntes "Greening" der Vegetation beobachtet (eine Zunahme der Produktivität der Vegetation), was auf längere Vegeta­tionsperioden zurückzuführen ist: Den Pflanzen steht mehr CO2 für die Pho­tosynthese zur Verfügung. Außerdem setzen Landwirte andere Bewässerungs- und Düngemethoden ein.

In anderen Regionen – in Teilen Nordeurasiens, Nordamerikas, Zentralasiens und im Kongobecken – hat man das Gegenteil beobachtet: Das sogenannte "Browning" der Vegetation (ein Rückgang des Pflanzenwachstums bzw. das Absterben der Vegetation) ist größtenteils auf Wasserstress aufgrund von Kli­ma- und Landnutzungsänderungen, aber auch auf Waldbrände und klimabe­dingte Dürren zurückzuführen. In manchen Gegenden verschieben sich sogar ganze Klimazonen. So werden zum Beispiel polare Klimazonen kleiner und aride Klimazonen größer.

Die Menschen verändern die Landsysteme

Wenn Land seine Bodenqualität, seine Vegetation, seine Wasserressourcen oder seine Fauna verliert, spricht man von Landdegradation. Im 20. Jahrhun­dert hat sich die Landdegradation beschleunigt Dies ist zum Teil auf die Zu­nahme von extremen Ereignissen wie Dürren und Überschwemmungen zurück­zuführen, aber auch auf die veränderte Landnutzung durch die Menschen (Verstädterung, Entwaldung und intensive Landwirtschaft). Heutzutage ist etwa ein Viertel der Erdoberfläche von durch den Menschen verursach­ter Landdegradation betroffen. Durch den Klimawandel verursachte Land­degradation – wie Küstenerosion (die durch den Anstieg des Meeresspiegels noch verschlimmert wird), tauende Permafrostböden oder extreme Bodenero­sion – kann zu erzwungener Migration, Konflikten und Armut führen.

Der Klimawandel verschärft die Landdegradation, insbesondere in niedrig gele­genen Gebieten, Flussdeltas, Trockengebieten und Permafrostgebieten. Das wirkt sich auf das Leben von Menschen auf der ganzen Welt aus, insbesondere aber auf Bevölkerungsgruppen in Südostasien, der Sahara, Nordafrika und dem Nahen Osten.

Wüstenbildung ist eine extreme Form der Landdegradation in ariden oder semi­ariden Gegenden. Zwischen 1980 und den 2000er Jahren lebten etwa 500 Millionen Menschen in von Wüstenbildung betroffenen Regionen. Die Wüstenbildung trägt zur Erderwärmung bei, weil die Vegetation, die CO2 aus der Atmosphäre absorbieren könnte, verschwunden ist. Andererseits erhöht der Rückgang der Vegetationsdecke die Albedo: Wüsten sind "weißer" als Wäl­der und reflektieren somit mehr Sonnenstrahlung als mit Vegetation bedecktes Land. Das führt zu einer Abkühlung.

Durch Entwaldung wird CO2 freigesetzt, und gleichzeitig ein Weg zunichte ge­macht, durch den CO2 aus der Atmosphäre entfernt wird (Photosynthese). Die FAO schätzt, dass zwischen 1990 und 2019 weltweit etwa 420 Millionen Hek­tar Wald – das entspricht etwa der Hälfte der Fläche der USA – durch Entwal­dung verloren gegangen sind, ein großer Teil davon durch die Umwandlung des Amazonas-Regenwaldes in landwirtschaftliche Nutzfläche. 2020 gingen weitere 10 Millionen Hektar verloren.

Über die Böden wird ständig Kohlenstoff zwischen dem Land und der Atmo­sphäre ausgetauscht. Heutzutage binden die Böden mehr Kohlenstoff als sie abgeben. Wenn das Land (insbesondere die Böden) jedoch degradiert wird, führt dies zu einem Nettoanstieg der Treibhausgasemissionen in der Atmosphäre.

Treibhausgasemissionen der Landwirtschaft

Abb. 2: Treibhausgasemissionen, die durch die Landwirtschaft, die Forstwirtschaft und andere Landnutzung (AFOLU) sowie die Nahrungsmittelproduktion erzeugt werden [3].

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Auch wenn die Treibhausgasemissionen aus der Verbrennung fossiler Brenn­stoffe wesentlich höher sind, tragen die Emissionen aus der Landwirtschaft ebenfalls zum Treibhauseffekt bei: Alle menschlichen Aktivitäten im Zu­sammenhang mit der Landnutzung sind für etwa 23% der gesam­ten anthropogenen Treibhausgasemissionen verantwortlich (Abb. 2).

Die drei wichtigsten Treibhausgase in der Landwirtschaft sind Kohlen­stoffdioxid (CO2), Methan (CH4) und Lachgas (= Distickstoffoxid, N2O). Methan und Lachgas sind eng mit der Landwirtschaft verknüpft und haben beide ein höheres Treibhauspotenzial als Kohlenstoffdioxid.

Die Hauptquellen für Methan in der Landwirtschaft sind der Reisanbau und die Viehzucht, während Lachgas vor allem durch den massiven Einsatz von Gülle und Kunstdünger entsteht. Zwischen 2007 und 2016 haben die menschlichen Aktivitäten im Landwirtschaftssektor zu etwa 13% der Kohlenstoffdi­oxid-, 44% der Methan- und 81% der Lachgasemissionen beigetragen.

Unser Ernährungssystem ist eng mit der Landwirtschaft verknüpft. Es um­fasst die Herstellung, den Transport und die Verarbeitung von Nahrungsmitteln, den Einzelhandel, sowie den Verbrauch und den Abfall von Nahrungsmitteln. Das gesamte Ernährungssystem ist für 21-37% der anthropogenen Netto-Treibhausgasemissionen verantwortlich. Die Emissionen werden in der Zu­kunft voraussichtlich noch steigen, da die Bevölkerungszahl und die Einkommen steigen, und sich auch das Verbraucherverhalten und die Lebensstile weiter verändern werden.

Der Klimawandel wirkt sich insbesondere auch auf die Ernährungssicherheit aus. Veränderte Niederschlagsmuster, häufigere extreme Ereignisse und höhere Temperaturen führen in Regionen mit niedrigen Breitengraden zu geringe­ren Ernteerträgen (z. B. von Mais und Weizen). In Afrika hat der Klimawandel zu einem geringeren Wachstum der Nutztiere und einer verminderten Produkti­vität der Beweidungssysteme geführt. Dafür sind in einigen Regionen mit hö­heren Breitengraden die Ernteerträge mancher Nutzpflanzen gestiegen (z. B. Mais, Weizen und Zuckerrüben).


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Von Kohlenstoffdioxiddüngung (CO2-Düngung) spricht man, wenn der Anstieg der CO2-Konzentration in der Atmosphäre die Photosyntheserate der Pflanzen erhöht.



Zukünftige Auswirkungen des Klimawandels auf das Land

Das Land ist eine wichtige Ressource, die aufgrund konkurrierender An­forderungen unter Druck steht. Der Klimawandel verschärft diese schwierige Situation noch. Steigende Bevölkerungszahlen, ein verändertes Verbraucher­verhalten und der Klimawandel führen zu einer erhöhten Nachfrage nach Nah­rungsmitteln, Futtermitteln und Wasser. Diese Veränderungen haben große Auswirkungen u. a. auf die Biodiversität und die Ökosystemdienstleistungen, und damit auf die Ernährungssicherheit und die Verfügbarkeit von Trinkwasser.

Die Auswirkungen auf die Menschen werden je nach Region unterschiedlich ausfallen. Mit zunehmender Erderwärmung werden Häufigkeit, Intensität und Dauer von hitzebedingten extremen Ereignissen zunehmen, insbesondere im Mittelmeerraum und im südlichen Afrika. Nordamerika, Südamerika, der Mit­telmeerraum, das südliche Afrika und Zentralasien könnten zunehmend von Waldbränden betroffen sein. In tropischen Regionen könnte die Erderwär­mung bis zum Ende des 21. Jahrhunderts zu noch nie dagewesenen klimati­schen Bedingungen führen und einige Regionen unbewohnbar machen.

In Trockengebieten werden der Klimawandel und die Wüstenbildung zu einem allgemeinen Rückgang der Produktivität von Ackerbau und Viehzucht füh­ren, die Zusammensetzung der Pflanzenarten verändern und die Biodiversität verringern. In Asien und Afrika wird die Zahl der Menschen, die von der zuneh­menden Wüstenbildung bedroht sind, voraussichtlich am höchsten sein. Die Tropen und Subtropen werden den Prognosen zufolge am stärksten vom Rück­gang der Ernteerträge bedroht sein.

Der Klimawandel wird höchstwahrscheinlich auch die umweltbedingte Migra­tion verstärken (aufgrund von Nahrungsmittel- und Wassermangel, Land­degradation usw.), und zwar innerhalb von Ländern und über Grenzen hinweg. Durch die vermehrten Umsiedlungen steigt die Wahrscheinlichkeit von Konflik­ten. Frauen, Kinder, ältere und arme Menschen sind am stärksten von den negativen Auswirkungen des Klimawandels bedroht.

KURZ ZUSAMMENGEFASST


Fußnoten

1: Quelle: UN Food and Agriculture Organization (FAO, Ernährungs- und Land­wirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen); Autoren der Abbildung: Hannah Ritchie und Max Roser (2019), CC-BY, nach einer Infografik von Azote

2: Siehe dazu auch: "Entwicklung der Temperatur auf der Erde", Abb. 6.

3: Angepasst aus "Citoyens pour le Climat".

Erdhummel an Lavendel

Abb. 3: Dunkle Erdhummel an Lavendel, Foto und © Jenny Schlüpmann

Letzte Aktualisierung: 20.10.2021

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